Montag, 30. April 2012

Zum allerletzten Mal: Tag der offenen Gefängnistüren


Diesen Blick gab es ein einziges Mal und wird es so nicht wieder geben. Künftig wird dieses Tor verschlossen sein. Es ist das Tor des neuen Regionalgefängnisses in unserer Kleinstadt. Am Samstag war Tag der offenen Tür im neuen kantonalen Verwaltungszentrum (Steuerverwaltung, Gericht, Berufsinformationszentrum, Betreibungs- und Konkursamt, Schulinspektorat, Erziehungsberatung etc.).
Die Besucher strömten zahlreich - 18'000 Personen wollten vor allem sehen, wie die Gesetzesuntreuen künftig untergebracht werden. Ich auch.
Als ich dieses Foto gemacht habe, lief es mir kalt den Rücken runter. Überall waren Kameras, Gitter, Stacheldraht, Zäune und Beton. Ganz viel Beton. Hohe Mauern. Unüberwindbar.


Beim Gebäudeeingang war ein Infoplakat. Darauf stand: «Bitte lächeln, Sie werden von 200 Kameras gefilmt.» Mir war nicht ums Lachen. Die Zellen sind räumlich recht grosszügig, aber spartanisch eingerichtet. So wie das Zellen offenbar sind (ich habe da keine Erfahrung damit): ein Bett, ein Regal mit einem abschliessbaren Fach für persönliche Utensilien. Ein Tisch, ein Stuhl. Viele Dreierzellen, aber auch einige Einzelzellen. Das Klo zwar durch eine Wand von der Zelle getrennt, aber oben offen (wie ein Bahnhofsklo halt). Na, das wird die Zellengenossen aber freuen...
Die Fenster gross, hoch, aber natürlich vergittert. Die Zellen schön hell. Schlimm ist jedoch, dass die Fenster nicht Klarglas sind, sondern milchglas-quergestreift. Das heisst, rausgucken kann man nur durch zweizentimeter breite Klarglastreifen.
Einzigartig in der Schweiz ist die rosafarbene Sicherheitszelle, in welcher randalierende Gefangene vorübergehend untergebracht werden, bis sie einen Rosaschock haben und gescheiter den Schnabel halten.
Meine Freundin V. sagte auf dem Besichtigungsrundgang: «Bei den alten Gefängnissen hat man wenigstens noch mit einem Löffel einen Tunnel graben oder mit einer Feile die Gitterstäbe durchsägen können. Hier geht gar nix mehr.»

Gleich vis-à-vis vom Gefängnis ist das neue Gerichtsgebäude. Dort wird die Verbrecherkarriere beendet oder zumindest für eine gewisse Zeit unterbrochen. Wer verurteilt wird, wandert gegenüber in den Bau, oder zahlt sich dummdusslig bei einer Scheidung, oder muss dem unrechtmässig entlassenen Mitarbeiter eine Abfindung zahlen, oder wird sonst wie gemassregelt von den Richtern.
Wo am Samstag noch eine Band spielte, spielen sich kurzum vielleicht Dramen ab.

Draussen im Hof wurden Bratwürste gegrillt, Kuchen serviert, Glace gegessen und Kinder liessen Ballone steigen. Quasi ein Volksfest.




6 Kommentare:

  1. Abwarten, wer eingesperrt ist, findet immer wieder Löcher.

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  2. Du schreibst das alles sehr negativ. Ich bin froh, daß es diese Art der Maßregelung gibt. Und für bestimmte Verbrecher wäre das feuchte Verlies in mancher Burg noch zu fein!!!!

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  3. @Robert
    Naja, also dort ein Loch zu finden, wird schwierig. Die Wände im Spazierhof sind sogar aus Material, auf welchem man nicht schreiben kann. Also nix mit Nachricht an den Zellennachbarn hinterlassen.
    @Elke
    Ohneinnein, Du hast mich missverstanden!!! Ich bin auch froh, gibt's den Knast. Und manchen Verbrecher kann man von mir aus ewig wegsperren.
    Meine Schreibe bezieht sich nur auf meine ganz persönlichen Gefühle. Das hat nix mit Mitleid zu tun, oder damit, dass ich den Knast nicht in Ordnung finde. Ich war beeindruckt, was der Staat, also wir, für einen Aufwand betreiben, um einen Bruchteil der Bevölkerung aus dem Verkehr zu ziehen. Ich würde da drin umkommen, kaputt gehen. Wirklich. So war das gemeint.

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  4. @Wilde Henne:
    Da bin ich jetzt aber beruhigt :o)
    War ich auf der falschen Fährte...! Zum Glück ♥

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  5. Doch zunächst müssen erst mal alle Schlösser repariert werden ;-) wie ich eben gelesen habe.

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    1. Tunnel graben oder Gitterstäbe durchfeilen braucht man nicht, wenn man einfach durch die Tür raus marschieren kann, gell ;-))

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